SK Münster 6 - SF Drensteinfurt 1 1,5:6,5
Ersatzgestärkt melden wir uns zurück in der Bezirksliga.
Nach über 6 Jahren durften wir nun endlich wieder ein Spiel in der Bezirksliga bestreiten! Schon vor dem ersten Spieltag war die Ansage, dass wir zum Auftakt möglichst in Bestbesetzung antreten müssten, um die Motivation so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Das hätte auch so weit funktioniert, aber dann hat da ein Stadtfest am ersten Spieltag zwischengegrätscht und unser erstes Spiel der neuen Saison würde erst jetzt stattfinden können.
Nun gut, die Ansage blieb die Gleiche. Jedoch konnten wir das Ziel, beim ersten Kampf mit der gesamten Stammmannschaft anzutreten, letztendlich doch nicht erfüllen. Erst ein paar Tage vor dem Spiel hatte sich geklärt, ob wir mit 2 oder sogar mit 3 Ersatzspielern in die neue Saison hätten starten müssen. Doch wie sich rausstellen sollte, mussten unsere Gegner ebenfalls auf Teile ihres Stamms verzichten.
Weil David den Samstag doch für Schach freiräumen konnte, war es uns möglich, mit sechs Stammspielern anzutreten. Die Mannschaft komplettiert haben Finn und Moritz, die uns früh auf die Siegerspur brachten, indem sie auf einen Zwischenstand von 3 zu 0 erhöhten. Ja, tatsächlich 3:0, denn ich durfte heute von der Tribüne aus zuschauen. Zum Start des Mannschaftskampfes musste Thomas uns mitteilen, dass Münster nur 7 Bretter besetzen konnte und sich dafür entschied, Brett 1 freizulassen. Klar kann man den freien Tag auch anders gestalten, aber wie sagt man so schön: „einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul“. (0:1)
Als nächstes war Finn fertig und das im Akkord. Seine Gegnerin hat sich in der Eröffnung zu f6 hinreißen lassen und daraufhin hat Finn sie einfach mit Dame und Läufer überrollt. Alles in allem hat die Partie keine 10 Züge und ebenso wenige Minuten gedauert. (0:2)
Moritz hatte da einen etwas härteren Kampf vor sich. Allerdings konnte er seine Bauern am Damenflügel, unterstützt durch Turm, Dame und die lange Läuferdiagonale, in Richtung erster Reihe vorschieben. Der Anfang vom Ende war, dass sein Gegner sich genötigt sah, einen Bauern zu spucken, weil ihm wohl die schwache Grundreihe Sorgen bereitet hat. Durch den Bauerngewinn sind die Vorrücker zu Freibauern mutiert und waren wenig später nicht mehr aufzuhalten. Geschickte Ablenkungen der Moritz’schen Läufer auf die Dame machten die Umwandlung von mindestens einem Bauern unabdingbar. (0:3)
Als nächstes durften Tilly und Bernd jeweils einen halben Punkt und damit den ersten Mannschaftspunkt der Saison klarmachen. Tillys Figuren standen schön postiert am Königsflügel, jederzeit bereit, um dem gegnerischen König auch mal gepflegt „Hallo“ zu sagen, falls sich der Schutzwall von der siebten Reihe wegbewegen würde. Doch sein Gegner wollte auf die Provokationen nicht eingehen und stimmte lieber einer einmaligen Zugwiederholung zu. Eine dreifache Stellungswiederholung wollte Tilly zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht, jedoch war die Motivation, seine Partie weiter auf Gewinn zu spielen, später doch nicht mehr so groß als es erst einmal 3:0 für uns stand. Sein Gegner hat wohl Ähnliches gedacht und stimmte dem Remisgebot von Tilly zu. 0,5:3,5
Bernd hatte da größere Probleme, seinen Gegner von der Punkteteilung zu überzeugen. Die gesamte Partie über sah Bernd sich im Hintertreffen, weil sein Gegner mithilfe einer Langen Läuferdiagonale ordentlich Druck auf Bernds Zentrum und Damenflügel ausübte (Randnotiz: Bernd hat nach dem Spiel herausgefunden, dass der Computer sich mit dem Druck ganz wohl fühlt und Bernds Stellung nach der Eröffnung als besser einstuft). Im frühen Mittelspiel musste Bernd noch einmal zittern, weil sein Gegner starke Manöver zur Verfügung gehabt hätte. Diese ließ jener aber im richtigen Moment aus und nachdem sich die beiden Kontrahenten dazu entschlossen, ins Endspiel abzuwickeln, verflachte die Stellung sehr stark. Bernd musste noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, jedoch war sein Gegner dann doch überzeugt, dass dieser nicht weiter durch Bernds Mauern brechen könne. Die Konsequenz: Man verließ das Schlachtfeld friedlich. (1:4)
Kurzes Zwischenfazit: Es waren gerade einmal 3 Stunden rum und wir haben unseren ersten Mannschaftspunkt in der Tasche. Es sind noch drei Partien am Laufen und der zweite Mannschaftspunkt winkt bei nur einem weiteren Remis.
Den Siegespunkt durfte unser Mann aus Berlin dann für uns einfahren. Joscha wollte direkt mit allem, was er hatte, auf den Königsflügel losstürmen. Seine junge Gegnerin entschied sich daher, den König noch ein bisschen länger im Zentrum zu behalten. Zuerst steckte Joscha eine Figur in das Geschäft und dann sah er keine andere Wahl, als auch noch einen Turm hinterherzuschmeißen. Prinzipiell hätte man den Laden wohl zusammenhalten können, allerdings nur bei genauem Spiel. Joschas Gegnerin entschied sich dazu, einen Turm zurückzugeben und zu reklamieren, dass ein ruhiges Spiel mit Mehrfigur den langsamen Tod für Joscha bedeuten würde. Was sie dabei übersah, war, dass der Turm ein so entscheidender Verteidiger war, dass es dem König ohne diesen direkt an den Kragen ging. Ein längeres Leiden wollte sie sich wohl ersparen und gab sehr zeitig auf. (1:5)
Der Kampf war also entschieden und es verblieben noch die Partien von David und Marco. Bei David dachte ich schon früh, dass er alles unter Kontrolle hätte. Zu Beginn sackte er einen Bauern ein, wenig später noch einen Zweiten. Dann kam allerdings eine Phase der Ungenauigkeiten. Erst verlor er einen der Mehrbauern und dann ließ David zu, dass sein Gegner den eigenen Läufer gegen Davids Springer tauschen könnte. Ein solcher Tausch hätte bedeutet, in ein Turmendspiel mit 4 gegen 3 Bauern auf nur einem Flügel zu gehen, was klare Remistendenzen hat. Zu meiner Überraschung wollte Davids Gegner diesen Tausch aber gar nicht. Dies ließ mich erst einmal glauben, dass David jetzt wieder gute Siegeschancen hätte. Doch dann der Schock: Davids König war von Turm und Läufer und von den eigenen Bauern in die Ecke gedrängt worden. Nicht zuletzt drohte sein Gegner mit Matt, das David nur abwehren könnte, indem er ein Bauerntürchen öffnen würde. Doch das würde bei genauem Spiel seines Gegners nicht nur den Mehrbauern, sondern vermutlich sogar noch einen zweiten Bauern kosten und auf einmal würde das Spiel in die andere Richtung gehen. Der Schrecken wich dann einer erneuten Verwunderung, als David nicht nur das Matt abwehren konnte, sondern auch eine Mehrfigur reklamieren konnte. Wie vermutlich jeder Schachspieler weiß, sind Springer die hinterhältigste Form von Pferden. Damit ist wohl alles gesagt. (1:6)
Am Ende durfte Marco, wenn auch etwas angefressen, dafür sorgen, dass wir an diesem Spieltag die weiße Weste anbehielten. Bei heterogenen Rochaden konnte Marco einen sehr schönen Angriff mit Bauernsturm und allen Schwerfiguren auf den König seines Gegners vorbereiten. Normalerweise reicht so etwas sogar zum Sieg aus, da sein Gegner am Damenflügel selbst kaum Spiel aufbauen konnte. Jedoch erforderte die Zeitnot schnelle Entscheidungen und diese bedeuteten hier, das Abtauschen sämtlicher Schwerfiguren, sodass ein recht träges Endspiel mit verkeilten Bauern entstand. Meiner Meinung nach stand Marco eher etwas besser, aber zu unserer Verwunderung (ging es doch nur noch um die goldene Ananas) wollte sein Gegner eine ganze Weile lang nicht in das Remis einwilligen. Schließlich sagte Marcos Gegner dann, offensichtlich resigniert: „ich glaube ich muss es jetzt wohl doch einsehen, dass ich nicht durchkommen kann.“ (1,5:6,5)
Abschließend kann ich nur sagen: Ein wirklich gelungener Start in die Saison!
Yannic Bröker