SF Drensteinfurt 1 – ASV Senden 1 4:4
Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Am siebten Spieltag empfingen wir die Gäste aus Senden. Gegen die Erstvertretung der Sendener hatten wir zuletzt vor Corona gespielt, ehe sie dann aufstiegen und uns in der Bezirksklasse zurückließen. Damals konnten uns die Sendener knapp schlagen und damit die Tabellenspitze festigen. Nachdem wir in der vergangenen Saison hinterher steigen konnten, bekamen wir nun endlich die lang ersehnte Revanche. Jedoch konnten wir diese erneut nicht nutzen. Denn, trotz dass wir zum dritten Mal infolge in Bestbesetzung antreten konnten, reichte es im gesamten Jahr 2023 noch nie für zwei volle Zähler.
Die Voraussetzungen waren gar nicht mal so schlecht. Wie bereits erwähnt traten wir mit der ersten Garde an und unsere Gegner mussten gleich auf beide Spitzenbretter verzichten. Dennoch konnten die Sendener die ersten Stunden des Spieltages klar für sich entscheiden. Insbesondere musste ich mein erstes Zwischenfazit dieses Mal nicht auf vage Vermutungen stützen. Stattdessen basiert hier das Zwischenfazit auf nackten Zahlen und das hieß nach drei Stunden: vier Zähler gegen uns und nur zwei Zähler auf dem eigenen Konto. Dabei konnten wir sogar kurzzeitig in Führung gehen:
Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr hatte ich einen sehr kurzen Arbeitstag. Mein Gegner hat sich mittels einiger Bauernzüge viele schwache Felder eingeheimst und außerdem hatte ich ein sehr mobiles Läuferpaar. Dadurch stand ich trotz des deutlichen Raumvorteils meines Gegners schon frühzeitig sehr gut. Meine Läufer sowie Schwerfiguren waren gut positioniert und nahmen das Karree um d2 herum ins Visier. Unter dem Druck verrechnete sich mein Gegner letztendlich und der Damentausch kostete ihn eine Figur. Das war zu viel des Guten und er gab direkt auf. (1:0)
Auch Andre kam gut aus der Eröffnung und war schon sehr früh fertig. Statt des üblichen Bauernopfers zu Beginn spielte er dieses Mal mit vorgerückten Zentrumsbauern und trotzdem gefährlichem Figurenspiel gegen den König. Leider ging bei all der Angriffslust ein Bauer verloren (bis dahin ja ok, damit war ja der Status quo wiederhergestellt ABER) zudem war er gezwungen, ein paar seiner Angreifer zurück zu ordern. Mit dem Minusbauern war ihm das schnelle Remis dann doch ganz recht, wenngleich er nach wie vor besser stand. (1,5:05)
Danach kam es so, wie es sich schon früh abgezeichnet hatte. Erst musste Bernd die Waffen niederlegen und nur wenig später auch Maurice. Für beide war es in punkto Schach ein rabenschwarzer Tag, obwohl die Partien kaum unterschiedlicher hätten sein können. Bernd wurde einfach komplett umgemäht. Sein Gegner peitschte geradezu die Königsflügelbauern nach vorne und hatte alles, was sich schwer nennen darf, dahinter in zweiter Reihe versammelt. Das interessante in solchen Stellungen ist immer, dass der Angreifer eigentlich den luftigeren König hat, jedoch ist das bei dem befreiten Figurenspiel schlussendlich egal. Bernd verlor bei all dem Angriff seines Gegners erst eine Figur für zwei Bauern und schließlich die gesamte Partie. (1,5:1,5)
Maurice hingegen hatte durch Zugumstellung einen Abtausch Caro-Kann erreicht. Und apropos Abtausch: irgendwie hat sich nach kürzester Zeit alles an Figuren abgetauscht und Maurices Gegner leitete in ein gutes Bauernendspiel über, das er dann einfach zum Sieg veredelte. (1,5:2,5)
Einen Trost-halben-Punkt konnte dann Tilly beisteuern. Irgendwie kam Tilly einfach schlecht aus der Eröffnung. Doch dann konnte er die Stellung verkomplizieren und als sich irgendwann gefühlte 10 Bauern im Zentrum gegenüberstanden haben beide Kontrahenten nicht mehr durchgeblickt. In völliger Konfusion tauschte sich dann ein bisschen was ab und ansonsten blieben kurze Bauernketten auf beiden Seiten übrig. Hört sich erst einmal unspektakulär an, aber die Figurenverteilung in Kombination mit den Bauernketten ließen für beide Seiten lediglich ein Remis zu. Denn beide hatten zwei Türme und jeweils einen Läufer auf unterschiedlichen Farben. Die Bauernketten der beiden Kontrahenten standen dabei auf der Farbe des jeweils gegnerischen Läufers und so konnten die Bauern in Verbindung mit dem eigenen Läufer das Lager vor dem Eindringen gegnerischer Türme abschirmen. (2:3)
Den Abschluss der ersten Halbzeit machte David. David war von Anfang an einfach komplett überfordert. Zuerst stellte er nach wenigen Zügen einen Zentrumsbauern ein und dann ließ er zu, dass sein Gegner auf f2 einschlug, sodass Davids König wandern musste. Sein Gegner hat dann etwas Gas rausgenommen, sodass David dachte, dass er diesen noch mit aktivem Gegenspiel überrumpeln hätte können. Dieser ließ sich jedoch nicht verunsichern, tauschte Figuren ab und mit ein paar gezielten Schachs konnte er am Ende auch den Damentausch erzwingen. Damit waren die beiden Mehrbauern und insbesondere der entfernte Mehr-Freibauer ein Easy-Win. (2:4)
Hier also das versprochene Fazit zur Halbzeitpause:
Wir liegen noch vor der Zeitkontrolle mit zwei zu vier hinten und die beiden übrigen Bretter sahen auch nicht gerade rosig aus. Marco hatte zwar sehr aktives Spiel mit seinem Springer, aber das auf Kosten einer Minusqualle. Und Joscha hatte einen Bauern weniger bei nicht mehr all zu viel Material auf dem Brett.
Fazit zum Fazit: wir können schon nicht mehr gewinnen und nach einem Mannschaftsremis klingt das auch erstmal nicht. Und wir dachten wirklich, dass wir bereit sind, in die Verbandsklasse aufzusteigen?
Naja gut, wie sagt man so schön: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt; zumindest was das Mannschaftsremis betrifft. Denn auf einmal ging es auf beiden Brettern in die andere Richtung. Marco konnte zwei Bauern gewinnen und mit einer Springergabel auf Turm und König gab es dann auch noch die Minusqualle zurück. Im Endeffekt hatte sich nun eine Turmendspiel mit zwei Mehrbauern ergeben. Hier brauchte Marco nicht viele Züge, um seinen Gegner davon zu überzeugen, dass Marco heute nicht mit weniger als einem vollen Punkt nach Hause geht. (3:4)
Und was war bei Joscha passiert? Joscha bekam durch ein geschicktes Manöver den Bauern zurück und dann hat sein Gegner sich glatt verspekuliert. Er dachte, dass er in dem Springerendspiel seine Figur für zwei Bauern geben könnte und Joscha dann mit den Bauern überrollen würde. Doch bei halbwegs genauem Spiel von Joscha war das neue Endspiel einfach gewonnen. Nimzowitsch würde vermutlich sagen, dass Joschas König die verbundenen Bauern seines Gegners plombierte. Dadurch konnte der Springer ein paar andere Bauern verspeisen und gut gesättigt den eigenen Bauern beim Vorrücken unterstützen. (4:4)
Alles in allem konnten wir mit durchwachsener Leistung das dritte Mannschaftsremis im Jahre 2023 festhalten. Jedoch ist die Wahrheit, dass im Jahre 2023 eine Niederlage null Siegen gegenübersteht. Und die Mannschaftsremisen, die wir uns erspielt haben, hätten zudem gut und gerne weitere Niederlagen sein können. Somit schließt sich der Kreis zur anfangs beschriebenen Floskel: Nach den mitunter überzeugenden Siegen zu Beginn der Saison und dem zwischenzeitlichen Traum vom Aufstieg sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Yannic Bröker