ASV Senden I – SF Drensteinfurt II 3,5:4,5
Sieg im Kellerduell
(5 Euro fürs Phrasenschwein).
Direktes Duell der Abstiegskandidaten, die vor dem Spieltag punkt- und torgleich am Tabellenende
standen (nochmal 5 Euro fürs Phrasenschwein) – das war die Ausgangslage vor unserem
Auswärtsspiel in Senden. Die Gefahr war real, eine Saison sieglos und frustriert weiterspielen zu
müssen. Und genau zu diesem Zeitpunkt fallen drei Stammspieler aus, so dass wir sogar ein Brett frei
lassen mussten. Los ging es also schon beim Stand von 0-1, da wir das zweite Brett nicht besetzen
konnten. Keine guten Voraussetzungen.
Ich traute mich zum ersten Mal in dieser Saison – auch der Besetzungsnot geschuldet – wieder ans
Brett – ich hätte aber auch zuhause bleiben können. Wie schrieb ich im letzten Jahr zu einer Partie
vom Arne: (Er) hatte von seinem Gegner einen Stonewall vor die Nase gesetzt bekommen – eine
blöde Eröffnung, da man weiß, dass sie nicht so toll ist, wenn man weiß, warum sie nicht so toll ist.
Aber: wer weiß das schon? Ich wusste es nicht, ich sah nichts und weg war der Punkt, nach gut einer
Stunde stand es 0-2.
Dann gab es die ersten Lichtblicke: Kilian hatte seinem Gegner gut standgehalten, das Orakel schlug
mal zu einen, mal zu anderen Seite aus. Im tiefen Endspiel, kurz vor dem 60sten Zug, griff der Gegner
mit flottem, optimistischem Spiel in ausgeglichener Stellung mal so richtig daneben – und zack, stand
Kilian auf Gewinn, den er sich nicht nehmen ließ. Vier Züge später stand es 1-2.
Nico hatte es an Brett 3 mit einem routinierten Gegner zu tun, was ihn aber nicht hinderte, sein Spiel
zu machen. Bei meinen gelegentlichen neidischen Blicken aufs Nebenbrett machte seine Stellung mit
Raumvorteil und angriffslustigen Figuren schon schnell einen guten Eindruck, irgendwann sah ich
dann ein Damenendspiel mit Mehrbauern auf dem Brett und wunderte mich, dass Nicos Gegner schon
aufgab – bis mich Nico auf den Mehrläufer auf g2 hinwies (mit Brille wär das nicht passiert, ich hatte
da eine Bauernphalanx gesehen). 2-2
Christian hatte schon gejammert, er stünde nicht so toll, das wäre frustrierend, er hätte keinen Spaß.
Aber immer, wenn ich auf sein Brett guckte, stand er angenehm bis leicht besser – also jammern auf
hohem Niveau. Die Meinung teilte auch seine Gegnerin, als sich nichts weiter verdichten ließ, einigte
man sich auf Unentschieden (Spoiler: Das einzige Remis des Tages!). 2.5 – 2.5
Unser Nestor Paul hatte sich überreden lassen, zum zweiten Mal bei uns auszuhelfen. Wir kamen
nach dem Kampf überein, dass wir beide auch zuhause hätten bleiben können… 2.5 – 3.5
Jetzt spielten nur noch Johann und Marco. Bei Marco weiß man ja aus langjähriger Erfahrung: In der
Eröffnung nicht hingucken, danach prüfen, ob er noch Springer hat. Hatte er, alles war gut. In einem
augenscheinlich komplizierten taktischen Gefecht gewann er eine Qualität, auch die Zeitnotphase
wurde routiniert absolviert: 3.5 – 3.5
Johann war es vergönnt, den Schlusspunkt zu setzen. Seine Partieanlage ist für mich ja immer so
ähnlich, wie die von Marco: Unbelastet von den Fesseln der Theorie eröffnen, danach zum Nahkampf
übergehen, den Gegner durch unorthodoxes Spiel beschäftigen. Ich fand schon zwischendurch, als
die Sendener im Analyseraum vergebene Chancen ihres Spielers beklagten, dass Johann nicht
schlecht stünde und irgendwann blieb dann auch eine Figur kleben. Angesichts des
Mannschaftsergebnisses hoffte der Gegner noch eine Zeitlang auf ein Wunder, aber als dann noch die
Umwandlung eines Bauern in eine zusätzliche Dame nicht mehr zu verhindern war, hatte er ein
Einsehen. 4.5 – 3.5
Ein schöner, angesichts der Ausgangslage überraschender Sieg, der Hoffnung gibt, evtl. doch noch
dem Abstieg entgehen zu können. Aber noch sind erst vier Runden gespielt, der Tabellenstand hängt
halt sehr davon ab, ob man bislang gegen „die da oben“ oder „die da unten“ gespielt hat. Und nächste
Woche geht es schon weiter gegen den nächsten Tabellennachbarn.
Bernd Broeckmann