U 20: SG Turm Raesfeld/Erle – SF Drensteinfurt 10:14

U20: Let there be blood.

Die U20 hatte bislang alle Kämpfe mehr oder weniger deutlich gewonnen, obschon wir nicht immer mit der ersten Sechs angetreten sind oder krankheitsbedingt ein Brett frei lassen mussten. Aber jetzt geht es gegen die direkten Konkurrenten und da war heute in Raesfeld Bestbesetzung angesagt. Raesfeld war aufgrund der besseren Tordifferenz Tabellenführer, hat aber genau wie wir noch nicht gegen die beiden direkten Direktkonkurrenten gespielt – die letzten drei Spieltage bringen hier die Entscheidung.

Rollen wir die Bretter mal von hinten auf, so ganz entspricht das nicht der Chronologie, aber doch fast. Kiron brachte seine Lieblingseröffnung aufs Brett, die sein Gegner etwas ungewohnt behandelte. Dabei geriet er aber in eine blöde Fesselung der Schwerfiguren, wobei auch ein lästiges Zwischenmatt auf der Grundreihe zusätzliche taktische Ressourcen lieferte. Als Kiron so erst einen Bauern abgriff, reagierte der Gegner einmal falsch, was dann auch noch die Qualität kostete, die Kiron sicher nach Hause brachte. 3 – 1

Tim spielte die Eröffnung, mit der er mich an seinem ersten Tag in unserem Verein verblüffte, als er
mal eben 10 Züge Theorie runterspielte – durchaus ungewöhnlich für einen Neueinsteiger. Auch heute
zeigte er, dass er sich besser zurechtfand und dann ging es Schlag auf Schlag: Ich komme zum
ersten Mal ans Brett – Tim gewinnt zwei Figuren für den Turm. Ich komme zum zweiten Mal ans Brett
– Tim gewinnt noch eine Figur. Ich komme zum dritten Mal ans Brett – Tim hat noch eine Qualität
gewonnen und jetzt zwei Figuren mehr. Ich komme zum vierten Mal ans Brett – Tim steigt mit
Pseudofigurenopfer in die gegnerische Königsstellung ein, bei Annahme wäre es Matt in drei, aber die
Ablehnung hätte auch Material gekostet, so dass es doch noch Matt in drei wurde. – 6 – 2


Kiara an Brett 4 geriet in eine komplexe Stellung, die lange Zeit aber gut für sie aussah. Dann übersah
sie aber ein Einsteigen der weißen Dame über die lange Diagonale, von der aus sie drei schwache
Bauern angriff, b7 für den Einstieg des Turmes deckte – und nebenbei weiterhin h1 im Auge behielt.
Das fiel Kiara (und mir) erst gegen Ende der Kombination auf, nach dem Eindringen des Turms war es
dann um sie geschehen – ich habe da als Beobachter nicht so blöde Konsequenzen zu fürchten. 7 – 5

Moritz spielte wieder sein Stammsystem mit Weiß. Aufgrund der Felderschwächen am Königsflügel
fand ich das nicht ganz klar, aber Moritz sammelte gewohnt cool erst mal einen oder zwei Bauern ein,
dabei immer das gegnerische Gegenspiel auf kleiner Flamme haltend. In der Zeitnot der Gegnerin
kippte es dann endgültig zu seinen Gunsten. 10 – 6


Maurice konnte in der Eröffnung einen Bauern gewinnen, als seine Gegnerin eine seltene
Nebenvariante auspackte, gegen die man bestimmt eine gute Stellung bekommt, wenn man weiß, wie
es geht. Muss ich mir aber auch noch angucken. So musste Maurice für den Bauern das
Rochaderecht aufgeben und geriet in einen heftigen Angriff auf dem Damenflügel bei geöffneter c-
Linie, was selten gut ausgeht. Auch mit viel Zeit konnte er das nicht mehr zusammenhalten: 11 – 9

Jetzt hing alles an Arne am Spitzenbrett gegen einen starken Gegner, der auch eröffnungsmäßig
immer wieder zu überraschen weiß. Arne kam daher in einer seltenen Abart des Königsinders heraus,
bei der frühzeitig schon e5 und f5 gespielt wurden. Dass Arne noch nicht rochiert hatte, nutze er bei
geschlossenem Zentrum aber trotz zwischenzeitlichen Bauernminus geschickt aus, erreichte auf
beiden Flügeln Gegenspiel und konnte sich den Bauern mit Zinsen zurückholen – Freibauern auf der
b- und h-Linie. Der Gegner musste ja gewinnen, um den Mannschaftskampf noch auszugleichen,
übersah dann aber, dass Arne Qualität und Figur opfern konnte, um den h-Bauern durchzubringen.
Um es mit Hein Donner zu sagen: Lauf, kleiner Bauer. Du bist frei! 14 – 10 (oder für die älteren unter
uns: 4 – 2 für uns!)


An allen Brettern ging es kompromisslos zur Sache, es war schnell klar, dass das (natürlich nur
bildlich gesprochen) blutig enden würde. Dass das gleich an allen Brettern so war, hätte ich aber doch
nicht erwartet. Aber wenn es so endet, ist uns das recht.
Am nächsten Spieltag erwarten wir in drei Wochen im heimischen Kulturbahnhof das Team von
Münster II zum nächsten Spitzenkampf. Drückt uns die Daumen!

Bernd Broeckmann